Deine Mithilfe in Santa Maria de la Armonía

Hast Du bald ein paar Monate freie Zeit? Spielst Du ein Orchesterinstrument?
Möchtest Du gerne mal rauskommen und einzigartige Erfahrungen machen?

DANN BIST DU BEI UNS GENAU RICHTIG!

Seit Anfang unseres Projektes haben mehr als 25 junge Menschen, meist direkt nach dem Schul- oder Studiumsabschluss, in der Armonía mitgearbeitet.
Wäre das etwas für Dich? Dann komm zu uns nach Argentinien und hilf mit!

Deine Aufgaben:

  • Die Kinder und Jugendlichen unterrichten
  • Freizeitbetreuung und -gestaltung

 

  • Fahrdienst für die Schüler
  • Durch offenen und vertrauensvollen Umgang Vorbild sein

Du bringst mit:

  • Kenntnisse der spanischen Sprache
  • Hohe Motivation dein Instrument zu unterrichten

 

  • Deinen (internationalen) Führerschein
  • Flexibilität und Neugierde

Die Erfahrung:

  • Leuchtende Kinderaugen
  • Du lernst eine ganz neue Kultur und Lebensart kennen
  • Du erfährst die wunderbare Grenzenlosigkeit und Vielfältigkeit der Musik
  • Ein Leben in überwältigender Natur

 

  • Du lernst Verantwortung für Dich und andere zu übernehmen
  • Du hilfst mit, eine Alternative zu Gewalt und Drogen zu eröffnen
  • Du prägst die Leben vieler Menschen und hinterlässt Spuren, die weiterwirken

Hast Du Lust mitzumachen? Dann melde Dich am besten per E-Mail bei uns: info@la-armonia.org

Was Ehemalige berichten

 

Argentinien? Das bedeutete für mich erstmal nicht mehr als gutes Fleisch, Tango tanzen und vielleicht Mate trinken.

Als ich von dem Projekt in der argentinischen Pampa erfuhr, Fotos sah und mit begeisterten Rückkehrern sprach wusste ich: ich will hin und mithelfen!

Mit der Geige im Gepäck machte ich mich also auf, dem deutschen Winter zu entfliehen ins ferne Südamerika. Seit dem ersten Moment überwältigt von der Offenheit und Wärme der Argentinier und speziell der „Servidoras“, fühlte ich mich gleich wohl im neuen Land. Bei der Fahrt durch die Pampa zur Armonia verliebte ich mich in die weite Landschaft: Rinder und Graslandschaft soweit das Auge reicht.

Erkundungstouren mit den Hunden, Frühstück des hauseigenen Honigs oder der frischen Feigen direkt vom Baum, Reiten auf den Pferden, atemberaubende Sonnenuntergänge auf der Brücke über dem See; ich konnte gar nicht anders als mein neues Zuhause lieben.

Als ich kurz später die Kinder des Projekts kennenlernte, die mich mit Umarmungen und Fragen überhäuften, wusste ich schon, dass mir eine tolle Erfahrung bevorstehen würde. Aber die Arbeit in der Armonia ist so viel mehr als das.

Schnell merkte ich wie viel den Schüler*innen ihr Instrument bedeutet: nicht nur ermöglicht es ihnen mit anderen zusammen in Ensembles zu spielen, sondern vielmehr wird es Mittel aus sich herauszukommen, sich wohlzufühlen, sie selbst sein zu können. Die Armonia ist wie eine Insel der Harmonie und Liebe für die Kinder, vor allem das finde ich macht dieses Projekt so besonders.

Das Unterrichten hat mir gleich von Anfang an Spaß gemacht, weil ich das Gefühl hatte, die Kinder wirklich zu erreichen. Oft waren sie motiviert, genau das umzusetzen und sich zu verbessern, mehr über die Hintergründe der Musik zu erfahren oder die Orchesterstücke zu perfektionieren. Ich erinnere mich an viele Momente, an denen ich richtig stolz auf meine Schüler*innen war, weil ihnen etwas gelang oder sie sogar meine Tipps an andere weitergaben. So übernahm zum Beispiel eine Schülerin sofort meine Erklärungen zum Triller und integrierte diesen einige Zeit später schon mit Leichtigkeit in ihren Part unseres Duos. Es erfüllte mich sehr, zu sehen wie stolz sie war, als wir dieses ihren Freundinnen vorspielten.

Aber nicht nur in der Musik konnten wir voneinander lernen, sondern zum Beispiel auch über die Kultur oder die Sprache. Zusammen mit meinen zwei Mitpraktikantinnen haben wir zum Beispiel Kaiserschmarren oder Apfelkuchen zubereitet oder Englischunterricht gegeben, wir im Gegenzug haben Nachhilfe in Spanisch erhalten und die besten Plätze der Armonia gezeigt bekommen.

Durch die Musik begegnet diesen Kindern und Jugendlichen so viel Gutes und ich war immer wieder überwältigt von der Dankbarkeit, die uns entgegengebracht wurde in Form von lieben Worten, Plakaten und Liedern zum Abschied, Lächeln nachdem die schwierige Stelle endlich geklappt hat oder Umarmungen. Es entsteht so eine tolle Gemeinschaft und Bereitschaft zur Unterstützung, die den Kindern in ihrem familiären Umfeld oft fehlt.

 

Ich habe so viele neue Freundschaften gefunden, wunderbare Erinnerungen gemacht und oft bis in die Nacht rein musiziert; der Abschied ist verständlicher Weise sehr schwer gefallen. Auf jeden Fall will ich aber zurückkehren und würde jedem empfehlen dieses tolle Projekt selbst kennenzulernen.

Mittlerweile ist Argentinien für mich so viel mehr als nur Tango und Steak, es bedeutet Hoffnung, Freunde, Offenheit, Musik aber auch eine zweite Heimat zu haben, die einen immer mit offenen Armen empfängt.

Mein Aufenthalt in der Armonìa (von September 2017 bis April 2018)

 

Kann ich überhaupt unterrichten? Wie werde ich mit meinen kaum vorhandenen Spanischkenntnissen zurechtkommen? Was werden die „niños“ von mir halten? Kann ich in dieser völlig neuen Umgebung zurechtkommen? Ich saß im Flugzeug nach Buenos Aires und alle diese Fragen und Zweifel beschäftigten mich. Es war das erste Mal, dass ich mich für längere Zeit von Zuhause verabschiedete (sieben Monate würde ich in Argentinien bleiben) und eine genaue Vorstellung von dem, was mich erwartete, hatte ich noch nicht so wirklich, mal abgesehen davon, dass ich Geigenunterricht geben würde. In Mar del Plata wurde ich dann von Suky und Josefina, zwei der Servidoras, ohne die das Projekt gar nicht denkbar wäre, bei strömendem Regen abgeholt und in die Armonìa gebracht, wo ich nicht nur von den Servidoras, sondern vor allem auch von zwei anderen deutschen Praktikantinnen, die schon länger dort waren, sehr herzlich in Empfang genommen wurde.

Besonders gespannt war ich natürlich darauf, die „niños“ kennenzulernen. Wie jeden Dienstag und Donnerstag kamen an meinem zweiten Tag alle kleineren Kinder mittags nach der Schule zu uns, um den Nachmittag in der Armonìa zu verbringen. Und der Start mit ihnen hätte kaum einfacher sein können! Die Kinder haben mich sofort mit offenen Armen empfangen und mit Fragen bombardiert, die ich alle noch nicht verstand. Sie freuen sich immer wahnsinnig auf uns Praktikanten, was die Arbeit für uns natürlich viel einfacher macht. Diese „Arbeit“ mit so vielen Kindern auf einmal ist zwar manchmal durchaus anstrengend, im Grunde aber vor allem mit sehr viel Freude verbunden.

Für mich fing damit dann auch das Unterrichten an, und während ich am Anfang deswegen noch ziemlich nervös war und es mir teilweise auch schwerfiel, weil ich viele Wörter noch nicht wusste, habe ich mit der Zeit eine gewisse Routine entwickelt und konnte ganz entspannt in jeden Unterricht gehen. Natürlich gab es manchmal Schüler, mit denen ich nicht vorankam, die zu Hause nicht übten und bei denen ich mich fragte ob und was ich beim Unterrichten anders machen könnte. Auf der anderen Seite hatte ich aber auch Schüler, die immer motiviert waren, sogar zu Hause übten und bei denen ich auch das Gefühl hatte, wirklich etwas bewirken zu können!

Samstags standen dann immer die Orchesterproben mit den älteren „niños“ an und es ist beeindruckend zu sehen, wie weit es einige im Projekt auf ihrem Instrument bereits gebracht haben, dass sie inzwischen sogar eine Sinfonie von Mendelssohn aufführen können. Zu den Höhepunkten meiner Zeit im Projekt gehören deswegen natürlich auch die Auftritte und Konzerte des Orchesters. Besonders in Erinnerung bleiben wird uns allen dabei wohl unser Auftritt vor dem argentinischen Präsidenten Mauricio Macri. Für die Jugendlichen aus dem Orchester ein unvergessliches Erlebnis!

Vor allem mit den Gleichaltrigen aus dem Orchester entwickelten sich mit der Zeit auch außerhalb der Musik viele, sehr enge Freundschaften und wir verbrachten in der Armonìa, aber auch außerhalb, beispielsweise in Mar del Plata am Strand, viel Zeit miteinander. Dementsprechend fiel uns allen nach so langer gemeinsamer Zeit der Abschied sehr schwer, als ich gleichzeitig mit zwei anderen Praktikanten nach Deutschland zurückkehrte.

All die Zweifel, die mich zu Beginn meiner Reise geplagt hatten, hatten sich schon früh aufgelöst, und selbst die Sprache, die mir zu Beginn der Reise durchaus Schwierigkeiten bereitet hatte, stellte sich, sobald ich darauf angewiesen war, als gar nicht so schwer heraus.

Zurückblickend haben in erster Linie die persönlichen Beziehungen zu den Menschen, die man im und durch das Projekt kennenlernt, die Zeit ausgemacht.

Ich kann jedem, der die Möglichkeit dazu hat, nur ans Herz legen, diese Gelegenheit, fantastische Erfahrungen zu sammeln und die täglichen Herausforderungen im Projekt zu bewältigen, zu nutzen, da diese ganz sicher auch helfen, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

Mit meiner Bratsche im Gepäck und ein paar Spanischkenntnissen flog ich im Sommer
2017 unmittelbar nach meinem Abitur von Frankfurt aus in den kalten Winter Argentiniens.
Die Servidora Suky holte mich am Flughafen von Buenos Aires ab und wir fuhren
gemeinsam mit dem Bus nach Mar del Plata. Von dort aus erreichten wir die große Estancia
„Santa Maria de la Armonia“, die fernab der Stadt und der umgebenden Dörfer in der
Pampa liegt.
Ich war überrascht von dem alten Gutshaus, der gepflegten, umliegenden Grünflächen und
den herrlichen Bäumen. Aus meinem Zimmer in dem großzügigen Gebäude sah ich hinaus
auf Rinderherden, die vorbeizogen und auf eine mir unbekannte, faszinierende Natur.
Im kalten argentinischen Winter galt es alltäglich einen Kamin zu befeuern, der mich -und
dann und wann auch meine Wäsche- trocknete. Für bestes Wohlbefinden sorgten von
Beginn an die Köchinnen, die in herzlicher Weise die Genüsse der argentinischen Küche
zubereiteten.
Auch die Aufnahme durch die Servidoras war vom ersten Tag an überaus freundlich. Sie
machten es mir einfach, mit der fremden Sprache und Kultur zurecht zu kommen.
Die Aufgabe der Praktikanten besteht in der Unterstützung der musikalischen Projektarbeit,
die musikalische Begabung von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln und sie auf
unterschiedlichen Instrumenten zu unterrichten. Diesen Unterricht gab ich im Fach Geige
und Bratsche, nachdem die jungen Musiker von der Schule oder ihren Behausungen von
uns abgeholt wurden. Diese Fahrten waren sehr beeindruckend, weil mir bis dato solche
Terrains und verschlammte Erdstraßen unbekannt waren. Auch die Konfrontation bei diesen
Abholungen mit den zum Teil sehr ärmlichen Lebensverhältnissen berührten mich tief.
Armut und Elend waren offensichtlich, ohne dass dies den gemeinsamen Respekt und die
Achtung voreinander beeinflusst hätte. Für uns Praktikanten waren diese Erfahrungen
prägend. Wir schlossen schnell Freundschaft über Ausflüge und gemeinsame
Kammermusik.
Nach Ankunft in der Armonia bekamen die Chicos (Kinder) ein Mittagessen und Hilfe bei
ihren Hausaufgaben. Neben den darauf folgenden Einzelunterrichten gab es am
Wochenende auch gemeinsame musikalische Arbeit in Orchestern unterschiedlicher
Altersstufen. Das Orchesterspiel wurde von Musiklehren aus Mar del Plata und Umgebung
begleitet und in Registerproben intensiviert. Diese Probenarbeit bereitete auch die Konzerte
und öffentlichen Auftritte der Ensemble vor.
Dieses Erlebnis von Gemeinsamkeit und die Erfahrung von öffentlicher Anerkennung
erscheint mir als zentraler Inhalt der pädagogischen Arbeit. Aus dem Zusammenhang von
Ausbildung im Einzelunterricht und gemeinsamem Spiel entstanden kollektive Erlebnisse,
die das Selbstbewusstsein dieser jungen Menschen besonders gestärkt haben. Hier von
meiner Seite aus mitzuhelfen bereitete mir große Freude.
Die Konzerte führten uns in Kirchen und andere Aufführungsorte der Region. Ein Highlight
war hierbei unser Auftritt in Buenos Aires vor dem Präsidenten Mauricio Macri, eine für alle
Beteiligten besondere Ehrung.
Große Freude verbreitete sich, als Ulrike Flemming im Herbst 2017 für zwei Wochen ins
Projekt kam und die musikalische Arbeit leitete. Ihr Elan und ihre lebensfrohe Energie wirkte
beflügelnd.
In der Zeit meines Aufenthalts war neben den Erlebnissen mit den Kindern und
Jugendlichen die Erfahrung von Armut und Elend sehr berührend. So nahmen wir
gemeinsam intensiv teil an der Schwangerschaft einer 15- jährigen Cellistin, deren Schicksal
uns stark beschäftigte . Wir unterstützten sie nach Kräften und begleiteten sie bis zur
Geburt. Es war bewundernswert, mit welcher Kraft und welchem Lebenswillen dieses
Mädchen inmitten armseliger Verhältnisse ihr Baby zur Welt brachte. Hier erlebten wir
hautnah, wie unterschiedlich die Lebensbedingungen für Jugendliche in der Welt sind.
Die solidarische Verbindung der Armonia zu dieser jungen Cellistin machte deutlich, wie
hilfreich und zukunftsweisend die Arbeit der Servidoras und des Vereins ist, welche
Chancen und Perspektiven die Musik schenkt: Sie kennt keine Grenzen von arm und reich,
von Status und Herkunft. Sie wirkt verbindend auf alle, die sich ihr gegenüber öffnen.

März 2018 Rundbrief Alltag und Aufgaben


Nach ein paar Wochen Arbeiten seit Projektbeginn fühle ich mich sehr wohl beim Cellounterricht
geben. Alles, was ich selbst einmal gelernt habe, versuche ich weiterzugeben, und bin begeistert,
wenn es angenommen wird. Wir beschäftigen uns gerade hauptsächlich mit Orchesternoten, da
unser Konzert in Buenos Aires kurz bevorsteht. Meine Schüler sind neun bis neunzehn Jahre alt,
und davon spielen drei im Orchester der Avanzados (Fortgeschrittene). Wir sind drei
Praktikantinnen für Cello, deshalb gibt Nora, die sechste Deutsche hier im Moment, statt Cello-
Blockflötenunterricht, während Emma und ich uns mit einer jungen Argentinierin die Celli teilen.
Die 40 kleinen Projektkinder kommen immer zwei Nachmittage die Woche, außerdem teilweise
samstags fürs Orchester. Mit mehreren Autos werden die Grundschulkinder um 12 Uhr in der 5 km
entfernten Schule abgeholt. Sie bekommen Mittagessen, das sehr häufig Nudeln oder Schnitzel mit
Reis ist; und danach beginnt der Instrumentalunterricht. Wer gerade nicht dran ist, geht in eine Art
Elementarunterricht (Musik-Grundwissen) bzw. beschäftigt sich mit z.B. Fußball spielen, Malen
oder Hausaufgaben. Dieser ganze „Rummel“ findet in der Cochera (Kutscherhaus) statt.
Für uns Praktikanten sehen diese Dienstage und Donnerstage so aus: Um zehn laufen wir den
halben Kilometer zur Cochera hinüber und decken den Tisch. Meist frühstücken wir erst dann oder
nutzen die Zwischenzeit zum Üben. Wenn die Kinder ankommen, verteilen wir das Essen und essen
mit ihnen. Dann besprechen wir mit Leila, der Servidora, die für diese Kinder zuständig ist, welche
Kinder da sind, und wo wir unterrichten. Die Praktikanten müssen meistens in das Haupthaus – die
Casa grande – ausweichen, weil in der Cochera zu wenig Räume sind. Das soll sich wohl bald
ändern…
Im Verlauf des Nachmittags kommen die älteren Schüler an – diejenigen, die im Orchester
Avanzados mitspielen. Es scheint üblich zu sein, dass wir Deutsche uns um die Älteren kümmern
und diese unterrichten, denn die Lehrer von auswärts haben gut zu tun mit den Kleinen.
Um fünf Uhr gibt es für alle Merienda, d.h. Kakao oder Tee und Kuchen. Schließlich werden alle
heimgebracht. Dabei helfen wir dann auch.
In Deutschland habe ich noch vermutet, dass wir auch den großen Bus fahren würden, in den über
20 Kinder passen, aber dafür braucht man auch in Argentinien einen eigenen Führerschein.
Dennoch ist das Autofahren hier anders: Es gibt viele Wege, auf denen man die Kunst,
Schlaglöchern auszuweichen, lernt; Richtung Stadt erfährt man, Fahrstreifenmarkierungen sind nur
Vorschläge; Kreisverkehre sind zum geradeaus Durchfahren gedacht; die Polizei ist tags dafür da,
einen auf das Fahren mit Licht aufmerksam zu machen… um ein paar Beispiele zu nennen.
Aber man hat Gelegenheit darüber nachzudenken, während man die uns empfohlene
Geschwindigkeit von 90 km/h auf der Hauptstraße einhält. Die Strecken mit den Kindern mit lauter
Musik und heiterer Stimmung zu fahren ist sogar langsam eine meiner liebsten Aufgaben.
Ein weiterer Arbeitstag ist Mittwoch, an dem wir stets nach Colonia, ein kleines Nest mit
Grundschule, fahren. Wir packen fünf Celli, Blockflöten und die Ingrid, eine deutschstämmige
Musikpädagogin in Rente, ins Auto und rumpeln über sieben Kilometer Erdweg bis wir in Ingrids
Herzensaufgabe angelangt sind. Unsere Vorgänger haben dieses Kleinprojekt, das Ingrid mit unserer
Hilfe leistet, gerne abgetreten, aber wir fühlen uns dort absolut freudig empfangen, und schätzen die
Selbstverständlichkeit, mit der die Schüler in den Unterricht kommen. Natürlich verlassen sie gerne
die Schulstunde, um eine besondere Abwechslung zu bekommen… Zu unserer Einführung haben
wir ein Minikonzert gegeben, um neue Schüler fürs Cello zu gewinnen. Acht haben sich gefunden,
die Emma und ich uns aufteilen; Nora hat sämtliche Blockflöten übernommen.
Wenn es allerdings zu sehr regnet, was im Herbst vorkommen kann, ist die Anfahrt nicht möglich;
je nach Regenfall fällt auch die Schule aus und somit auch unser Musikunterricht, weil sich Seen
und Schlammlöcher auf den ungeteerten Straßen, die die Wohnviertel sowie unsere Estancia mit der
Ruta 2 verbinden, bilden.
In diesem Monat haben wir eine Menge mit den Jungs erlebt. Zum Beispiel haben wir uns auf die
Suche nach den wilden Pferden der Armonía gemacht und sind beim dritten Mal tatsächlich in
Streichelnähe gekommen. Zu verdanken haben wir das auch dem besten Kumpel von Philip,
Agustin (Cello). Man könnte sagen, dieser ist ein junger Gaucho, d.h. ein Argentinier vom Land
immer wieder mit typischer Kleidung, und hat so Pferdeflüsterfähigkeiten. Außerdem sind wir
zusammen nach Mar del Plata an den Strand gegangen, waren auf einem Bierfestival, in einem
Wasser-Vergnügungspark… Die Jungs waren total in ihrem Element, als sie uns von ihrer
Lieblingsrutsche mit Freiem Fall überzeugt hatten.
Wir haben die Bekanntschaft von einem sehr speziellen Argentinier gemacht, der die Armonía wie
seine Westentasche kennt, weil seine Familie eine gute Verbindung zu den Servidoras hat.
Jedenfalls hat uns Nacho einen Streich nach den anderen gespielt, mit uns eine prägende
Nachwanderung unternommen – es hat gekracht und geblitzt und gegossen; so etwas muss Luther
alleine durchgemacht haben -, und schließlich ein Rugby-Regenmatch gemacht, als er ein zweites
Mal aufgetaucht ist.
Natürlich waren wir auch schon in einer argentinischen Parrilla. Allen Deutschen gefällt das sehr,
fünf, sechs, sieben Gänge verschiedene Teile vom Rind mit mehr oder weniger Knochen; schwarz,
grau, rot, hell; ganz zart oder auch eine Blutwurst zwischendurch zu essen. Da sind die Beilagen
wirklich uninteressant – ja, es wird nicht mal gefrühstückt vorher -, die sind zu meinem Vergnügen
gedacht: Salat und Papas fritas… Kosten tut es nicht zu viel: bei uns in nächster Nähe ca. 300
Pesos pro Person (11€); Nachschlag inklusive.
Was hier sehr gerne gesehen wird, und der Leo mit uns weitergeführt hat, ist, dass wir zusammen
Kammermusik machen. Noten finden wir im Internet; Ideen haben wir alle, und dann werden freie
Stunden intensiv und lebhaft zum Proben genutzt. Es hat viel Spaß gemacht, auch wenn ich ein
bisschen darunter gelitten habe, wenn ich nicht zum Klavierüben gekommen bin – denn ich musste
die Pianistin mimen bei unserem Debussy-Trio Nr. 1. Aber ganz klar schweißt uns das noch mehr
zusammen, selbstständig mit unseren verschiedenen Instrumenten ein Musikstück zu erarbeiten,
Verbesserungen herauszukitzeln, einfach auszuprobieren.
Danke an alle, die uns so weit gebracht haben.
Viele Grüße,
Dolores

Musik ist eine Brücke, die Sprachbarrieren überwindet, Menschen näherbringt  und Freundschaften entstehen lässt.

Unsere Arbeit im Projekt bestand aus pädagogisch-musikalischen Aufgaben, die einen wichtigen Teil eingenommen haben, sowie aus organisatorisch-logistischen Aufgaben. Das Unterrichten hat uns großen Spaß gemacht. In Absprache mit den Instrumentallehrern vor Ort, konnten wir mit den Unterrichtsheften den Unterricht schnell mit unseren Schülern beginnen und auch frei gestalten. Der Unterricht bestand aus Einzel- oder Gruppenunterricht und Stimmproben, in denen die Orchesterstücke geprobt wurden. In der Regel reicht es aus, sein Instrument gut zu beherrschen und Freude am Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen zu haben.
Eine schöne Erfahrung war, dass trotz anfänglicher Sprachschwierigkeiten der Unterricht im Teamwork zwischen uns und den Schülern gestaltet, offen mit Verständigungsproblemen umgegangen und  sehr gut im Unterricht kooperiert wurde ( Vor-/nachmachen, Wörter gemeinsam herausfinden). So wurden Verständigungsschwierigkeiten problemlos mit Humor und Witz umgangen. Beispielsweise verbesserte mich meine siebenjährige Schülerin regelmäßig und bereicherte mein Spanisch mit neuen Vokabeln. Einmal mehr ist uns klar geworden, dass Musik keine Sprachbarrieren kennt. Das war ein unglaublich bewegendes Erlebnis für uns.
Auch wenn wir am Anfang großen Respekt davor hatten, die Kinder  in ihrem Instrument zu unterrichten, hat es uns mit großer Freude und Stolz erfüllt, die Entwicklung der Schüler, aber auch unsere Entwicklung im Unterrichten zu erleben. Im Laufe der Zeit wurde der Unterricht strukturierter, die Erklärungen verständlicher und am Ende konnte man wesentlich gezielter auf die individuellen Schwierigkeiten der  Schüler eingehen. So kam die Kreativität und der Spaß nicht zu kurz.

Einen großen Teil der Zeit verbrachten wir außerdem  mit logistisch-organisatorischen Aufgaben für das Projekt. Z. B. die Schüler abzuholen und nach Hause zu fahren, Probenräume vorzubereiten, Notenmaterial herzurichten, bei der Vorbereitung des Mittagessens zu helfen , kleine Instrumentenreparaturen vorzunehmen, zwischen den Unterrichtstagen die Räume und das Material zu ordnen. So konnten wir uns leichter mit dem Projekt identifizierten und fanden uns schnell zurecht. Als sehr positiv empfanden wir das selbstständige Arbeiten und die Verantwortung, die uns direkt übertragen wurde. Dennoch war uns zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit gegeben, uns Hilfe, Tipps und Unterstützung zu holen und wir haben uns somit in der anfänglichen Eingewöhnungsphase nie alleingelassen gefühlt. Beispielsweise durch Gespräche mit Lehrern, den Verantwortlichen des Projekts, den anderen Praktikanten oder in der Interaktion mit den Kindern.

Neben den drei Tagen Unterricht in der Armonía fuhren wir zweimal die Woche in eine Dorfschule, wo wir Grundschüler unterrichteten. Dort hatten wir es auch mit Kindern aus schwierigeren  Verhältnissen zu tun, wo unser pädagogisches Händchen gefragt war und eher musikalische Grundlagen vermittelt wurden. In Erinnerung wird mir immer ein Schüler bleiben, der In der Schule als ziemlicher Störenfried galt und im Schulunterricht sehr häufig negativ aufgefallen ist. Gemeinsam überlegten wir, was wir musikalisch mit ihm machen könnten, da er die Blockflöte absolut ablehnte. Wir beschlossen, ihm die Möglichkeit zu geben, das Cello auszuprobieren. Dabei war mein erster Gedanke: „Hoffentlich kommt das Instrument wieder heil aus dem Unterricht raus.“ Doch völlig widererwartend für uns alle, blühte er an dem Cello auf und behandelte es mit einer Hingabe und einem Feingefühl wie es keiner für möglich gehalten hatte. Nach wenigen Wochen spielten wir ein Duett für die Direktorin, die von ihrem „Problemschüler“ zu Tränen gerührt war. Ein absoluter Gänsehautmoment.
In der Zeit unseres Praktikums haben wir in dem wunderschönen alten „casa grande“ gewohnt, wo wir uns ein Zimmer geteilt haben. Die allmorgendlich zelebrierten Frühstücke mit einem herrlichen Ausblick auf das weitläufige Gelände samt Palmen, Granatapfelbäumen und Teesträuchern, war für uns ein Highlight im Armonía-Alltag. Nach dem Frühstück ging es für uns je nach Motivation auf zu einer Joggingrunde in der wunderschönen Parkanlage, wo es immer wieder Neues zu entdecken gab. So etwas hatten wir bis dahin noch nie gesehen. Ein kleines Paradies mitten in der „pampa“.

Ein kleines Abenteuer war auch das Zusammenleben in der Mehrgenerationen-WG, denn das Alter unserer Mitbewohnerinnen, der „servidoras“  reichte von 19 – ?? (Bis zum Ende konnten wir das Geheimnis des Alters einer betagteren Dame nicht lüften, die uns allerdings in Humor, Witz, Esprit, Lebensfreude und junggebliebener Wissbegier alle in den Schatten stellte.) Natürlich fordert ein Mehrgenerationen-Haushalt andere Umgangsweisen, als eine Studenten-WG. Allerdings hatten wir so die Möglichkeit argentinischen Alltag und argentinische Lebensweise, andere Lebensansichten und –erfahrungen und Wertvorstellungen live und hautnah kennenzulernen. Wir persönlich empfanden dies als Chance und Bereicherung, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Wichtig hierbei waren der gegenseitige Respekt, die Toleranz und das Interesse am anderen, das immer wieder zu interessanten Gesprächen führte. Schwer beeindruckt waren unsere Gastgeberinnen von der deutschen Küche. Ab und zu nutzten wir die riesige Küche, um zu kochen. So wurde Kaiserschmarrn, Krautsalat, Linsensuppe, Gulasch und Semmelknödel nach Argentinien gebracht. Wie Musik verbindet auch Essen die Menschen auf der ganzen Welt und besonders in Argentinien ist das Essen ein wichtiges Ereignis, um Menschen zusammen zu bringen und wird dementsprechend auch ausgiebig zelebriert.

Die Erfahrungen im Projekt haben uns geholfen, manche Dinge auf andere Weise zu betrachten und zu bewältigen. So haben wir uns vorgenommen, die notwendige Flexibilität im Projekt mit nach Deutschland zu nehmen. Mal sehen, wie es funktionieren wird 😉

Es war schön zu beobac hten, wie wir uns mit Zeit immer mehr an den neuen Lebensalltag gewöhnt haben. So fühlten wir uns trotz anfänglicher großer  Sprachschwierigkeiten immer wohler und fanden unseren individuellen Platz im Projekt. Rückblickend konnten wir feststellen, dass der Aufenthalt nicht nur aus der musikalischen Arbeit (Unterricht) im Projekt besteht, sondern auch das Wohnen im „casa grande“ Offenheit, Einfühlungsvermögen und Verständnis fördert.  Je besser das Spanisch wurde, desto einfacher klappte auch das Zusammenleben im Haus.

Anfangs hatten wir Bedenken, ob das Spanisch und das Niveau auf dem Instrument ausreichen würden, um die Aufgaben im Projekt erfolgreich zu bewältigen. Wir haben einen wichtigen Grundsatz im Projekt gelernt:

Jede Person bringt individuelle Interessen und Fähigkeiten mit, die das Projekt bereichern. Das Schöne daran ist, dass man diese selbst oft erst in der Arbeit entdeckt und daran wächst. So hat man die Chance sich selbst noch einmal neu kennen zu lernen, was für uns eine tolle Bereicherung war.

Lika (23 J.) und Theresa (26 J.)

Ob es denn dort Internet gibt, wollte ich als Erstes wissen. Und was man denn so machen kann, neben dem Unterricht. Dann erst kamen die vielen anderen Fragen über das unbekannte Leben in Argentinien. Um nicht zu lang und auch nicht zu kurz dort mitzuarbeiten, entschied ich mich für 4 Monate. Das war zwischen August und Dezember 2012.

Natürlich war erstmal alles anders und neu: die Sprache, die Landschaft, nur unbekannte Leute, eine andere Infrastruktur als zuhause, zu viel Wind…aber als Ulrike (Flemming) und ich in der Estancia ankamen und wir die versammelten Kinder hörten, wie sie ihre Stücke vorspielten, wusste ich, dass ich am richtigen Ort bin, dass ich dort viel erleben, lernen und geben kann und werde. Ulrike reiste bald wieder ab und so begann ich mich dort einzuleben, was schnell und gut ging durch die herzliche Aufnahme durch die „Servidoras“ und die sehr kontaktfreudigen, interessierten, offenen Schüler des Projekts. Sofort wurde man mit tausend Fragen überschwemmt und wurde schnell zu einem Teil der Gemeinschaft der„Armonía“.

So begann also das Leben dort zum Alltag zu werden, mit Mittagessen, gemeinsamer Freizeit, Geigenunterricht, Orchesterproben und dem Fahren der Kinder. Als dann nach einigen Wochen noch ein anderer Praktikant kam, fingen wir an viel in die Stadt zu fahren mit Leuten, die wir dort kennengelernt haben. Mit der Zeit bekam ich so viel Freude an allem, dass ich beschloss nochmal von Februar bis Juli hinzugehen. Ab Februar waren wir dann drei Praktikanten und konnten sehr viele zusätzliche Klassen und Orchesterproben machen. So haben wir die Kinder nochmal besser kennengelernt und konnten in intensiver Arbeit mit jedem Einzelnen sehr viel aus ihnen rausholen und viel erreichen. Das war dann wirklich eine Vollzeitbeschäftigung. Samstag abends und sonntags sind wir oft mit Freunden in die Stadt gegangen, waren beim „Asado“ essen und bei Geburtstagen eingeladen. Hier haben wir viele Familien näher kennengelernt, was ein wichtiger, schöner Teil des Ganzen war.

Es war unglaublich beeindruckend, zu erleben, wie unsere Schüler trotz noch so schwieriger Umstände mehrmals in der Woche fast immer gut gelaunt zu uns kamen, um zu musizieren. Sie lernen einen respektvollen Umgang, Tischmanieren, Ordnung zu halten und durch das gemeinsame Spielen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. All das tragen sie dann auch in ihre Häuser und Familien. Sie sind bei allem mit viel Freude und Konzentration dabei und sehen sich in der Armonía aufgenommen und wertgeschätzt, was bei vielen im normalen Umfeld fehlt. Wenn sie merken, dass sie nach viel Arbeit Fortschritte machen auf ihrem Instrument, strahlen sie heller als die Sonne. So erfahren sie hier, was es heißt, sich auf etwas zu konzentrieren und durch entsprechende Anstrengung etwas zu erreichen. Sie merken, dass sie nicht schlechter sind als andere und dass sie viel aus ihrem Leben machen können, wenn sie es wollen. Genau das wird einem auch klar, wenn man dort ist: man sieht deutlich, dass viel drin steckt in allen und dass sie aber durch ihre soziale Situation viel Hilfe brauchen, alles aus ihnen herauszubekommen.

Wir sollten uns hier einer großen sozialen Verantwortung bewusst sein und dieser nachkommen! Die Musik ist ein wunderbares Mittel diese zu entdecken und wahrzunehmen, denn Musik verbindet Menschen wie nichts anderes auf der Welt! So wurde meine Zeit in Argentinien geprägt von beeindruckenden Erlebnissen und vielen neuen Freundschaften!
Ich würde jederzeit wieder rüberfliegen. Ob es Internet gibt oder nicht, wäre mir jetzt egal…

Wenn man nach einer Fahrt auf achsenfeindlichen, schlaglochreichen Feldwegen die oftmals mehr als einfachen Behausungen vieler Kinder sieht, wundert man sich, wie diese so kindlich und unbeschwert sein können, wie sie sich manchmal im Projekt zeigen und wie sie gleichzeitig das Durchhaltevermögen besitzen, das nötig ist um ein Instrument zu lernen. Hier wird ihnen jedoch nicht nur beigebracht ein Musikinstrument zu spielen, sondern auch sich in Disziplin zu üben, Einsatz zu zeigen und musikalisch wie sozial miteinander zusammenzuspielen. Das fällt vielen bei dem rauen Ambiente und der Grenzenlosigkeit des Umfeldes aus dem sie stammen schwer. Umso wichtiger ist deshalb auch die Erziehung neben der Musik. Die beginnt schon bei der Ankunft in der zu Unterrichtsräumen umgebauten ‚Cochera‘ (Garage): nach der Schule wird der Tisch gedeckt, es wird gewartet bis alle Essen auf dem Teller haben und ein Tischgebet wird gesprochen. Für viele Kinder ist es der erste geregelte Mittagstisch.

Der Unterricht findet in der ehemaligen Estancia“ Santa Maria de la Armonia “ und in den Schulen der näheren Umgebung statt. Die Kinder erhalten von Musikern aus der nahen Küstenstadt Mar del Plata und -trotz mehrstündiger Anreise- aus Buenos Aires Einzel- und Gruppenunterricht . Sie bekommen soweit möglich eigene Instrumente, die sie mit nach Hause nehmen dürfen, um dort üben zu können. Unglaublich aber wahr: sie tun dies sogar!
Samstags kommen sie schon morgens mit ihren Cello-, Bratschen- und Geigenkästen in die ‚Cochera‘ und es wird im ‚Conjunto‘ (in diesem Fall: kleines Streichorchester) geprobt. Nachmittags kommen die Jugendlichen (bis 18 Jahre), die zum Großteil schon lange Jahre dabei sind. Auch sie spielen nach dem Einzelunterricht im ‚Conjunto‘. Besonders gut gefällt ihnen das ‚Allegro‘ aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel. Kontrastreich die klassische Musik im Verhältnis zu Reggaeton und Cumbia, die Musikrichtungen, welche sie in ihrer Freizeit hören. Deshalb aber nicht weniger reizvoll, wie ihre Begeisterung beweist.

Ich arbeite mittlerweile seit drei Monaten in diesem Projekt mit und kann so die Erfolge, welche die Kinder verzeichnen, als auch die Schwierigkeiten, mit denen sie sowohl in musikalischer Hinsicht, als auch in ihrem Alltag zu kämpfen haben, hautnah miterleben. Schon oft boten sich mir Situationen, die gleichzeitig glücklich machen und zu Tränen rühren. Wenn zum Beispiel ein Junge, der in einem Haus wohnt, dessen „Mauern“ aus alten verrosteten Wellblechteilen bestehen, hochmotiviert und konzentriert hinter seinem Cello sitzt, stolz wie Oskar, weil er schon bei den ‚Großen‘ im ‚Conjunto‘ mitspielen darf und dann auch noch allen zeigt, dass er es kann. Momentan bereiten wir uns auf ein Konzert in Buenos Aires am 4. November vor. Die Veranstaltung findet in der Universität von Belgrano statt und wird für die Kinder eine gänzlich neue und aufregende Erfahrung sein, die ihnen einmal mehr zeigen wird wozu sie fähig sind und dass harte Arbeit und Engagement letztendlich mit Erfolg belohnt werden.

Bericht Niños en Armonia – 2011 Eine Rückkehr nach 7 Jahren

Ein freudiges Gefühl begleitete mich auf der Reise in das mir bereits bekanntes Land. Vor sieben Jahren konnte ich schon einmal Argentinien kennen lernen und für etwa acht Monate im Projekt mitarbeiten. Damals war alles noch sehr im Aufbau begriffen. Zwar konnten schon einige Kinder gut mit ihren Blockflöten umgehen, das Streichen auf Geigen oder Cellos hatten sie jedoch erst kürzlich begonnen. Auch was die Ausstattung und die Räumlichkeiten anbelangte, erwies sich die Projektarbeit damals weit schwieriger als heute. Es gab noch keine eigenen Räumlichkeiten und die Instrumente mussten vor jedem Unterricht teilweise weite Strecken mit dem Auto transportiert werden.

Als ich dieses Mal den ersten Unterrichtstag in La Armonia mitbekam, konnte ich feststellen, dass sich viel geändert hat. Die Kinder und Lehrer haben ihre eigene renovierte „Cochera“ – die einstige Garage für die Kutschen – in denen Sie in Ruhe miteinander musizieren und unterrichten können. Auch steht ein großer Tisch bereit, an dem die Kinder gemeinsam im Kreis ihre Mahlzeit einnehmen können – weiterhin ein Fixpunkt an jedem Unterrichtstag. In dem großen Aufenthaltsraum steht ein Regal, in dem die Kinder Spiele finden, um sich in der Zeit zwischen den Unterrichtsstunden zu beschäftigen. Weit mehr als diese „materiellen“ Umstände beeindruckten mich die Zahl der am Projekt mitspielenden Kinder sowie auch deren musikalisches Können. Ich war erstaunt einige junge Mädchen zu hören, die in ihrem Geigenspiel schon so fortgeschritten sind, dass sie probieren, den Klang ihrer Instrumente mit einem Vibrato zu verschönern. Doch die größte Sensation war für mich das kleine Orchester, in dem sich die Kinder in koordiniertem Zusammenspiel beweisen können. Ein solches war vor sieben Jahren noch nicht denkbar gewesen. Ich hatte meine Freude, als ich selbst die zweite Geige unterstützen durfte.

Ich kann nun auf zwei Aufenthalte in La Armonia zurückblicken und muss festhalten, dass enorme Fortschritte erreicht wurden, auch wenn jeder Tag weiterhin ein hartes Stück Mühe bedeutet. Ich freue mich schon auf eine weitere Reise in der Zukunft.

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